von Harm Kuper
Die Teilnehmerforschung ist ein zentraler Zweig der Forschung der Erwachsenen- und Weiterbildung; sie fragt nach den individuellen und sozialen Bedingungen der oft freiwilligen Beteiligung an unterschiedlichen Formen des Lernens Erwachsener. Erste Anfänge zeigen sich bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert; einen Meilenstein bildet die sogenannte Göttinger Studie aus den 1950er Jahren, die erstmals multimethodal vorging und Einstellungen zu und die Teilnahme an der Bildung Erwachsener repräsentativ erhob.
Eine zentrale Herausforderung besteht darin, die Bildungsbeteiligung Erwachsener begrifflich abzugrenzen und empirisch beobachtbar zu machen. Eine wichtige Datenquelle in Deutschland war für viele Jahre das Berichtssystem Weiterbildung (BSW), das seit 1979 regelmäßig als bevölkerungsrepräsentative Monitoringstudie erschien. Dem Adult Education Survey, der dieses Berichtssystem inzwischen abgelöst hat, liegt ein deutlich weiter gefasstes Verständnis der Bildungsbeteiligung Erwachsener zugrunde.
Forschungsmethodisch problematisch gestaltet sich auch die Erfassung individueller und sozialer Bedingungen der Bildungsbeteiligung Erwachsener, da die Grundgesamtheit der Adressaten schwer zu bestimmen ist bzw. letztlich durch die Festlegung des jeweiligen Verständnisses von Weiterbildung oder der Bildungsbeteiligung Erwachsener bestimmt wird. Gerade bevölkerungsrepräsentativ angelegte Umfrageforschungen, die zuerst die Gesamtmenge der Teilnehmenden von den nicht Teilnehmenden empirisch trennen, müssen sich diesem konzeptionellen Problem stellen.
Ein zentrales Ergebnis der individuellen und sozialen Bedingungen der Bildungsbeteiligung Erwachsener besteht zunächst in einem negativen Effekt des Alters auf die Beteiligung an Weiterbildung, ein Effekt, der allerdings in der jüngeren Vergangenheit abnimmt. Demgegenüber lässt sich differenzierter eine segmentspezifische Altersdifferenz in der Weiterbildungsbeteiligung feststellen: Während der beschriebene Effekt für die betriebliche und individuell berufsbezogene Weiterbildung gilt, steigt die Beteiligung an nicht-berufsbezogener Weiterbildung mit dem höheren Alter sogar leicht an.
Auch die berufliche Position ist ausschlaggebend für die Weiterbildungsbeteiligung, so zeigen sich beispielsweise für Personen im Beamtenverhältnis hohe Beteiligungswerte. Generell lässt sich festhalten, dass die Weiterbildungsbeteiligung konstant mit dem Niveau der allgemeinbildenden Schulabschlüsse wächst und das Niveau der beruflichen Bildung in einem positiven Zusammenhang mit der Weiterbildungsbeteiligung steht.
Der vollständige Beitrag im Buch gliedert sich wie folgt:
21.1 Anfänge und Entwicklung der Forschung zur Weiterbildungsbeteiligung
21.2 Deskriptive Befunde zur Bildungsbeteiligung Erwachsener in der Bildungsberichterstattung
21.3 Individuelle und soziale Bedingungen der Bildungsbeteiligung Erwachsener
21.4 Potenziale
Weiterführende Informationen im Web