von Josef Schrader, Yvonne Anders und Dirk Richter
Es gehört zu den gut gesicherten Befunden der empirischen Bildungsforschung, dass die Professionalität des pädagogischen Personals – nach den individuellen Merkmalen der Lernenden und deutlich vor den strukturellen und organisatorischen Rahmenbedingungen – den größten Einfluss auf den Erfolg von Lern- und Bildungsprozessen ausübt. Der Aufbau von Professionalität ist an eine qualitativ hochwertige Ausbildung und auch an permanente berufsbegleitende Fortbildung gebunden. Der Überblick zu Angeboten, zur Nutzung und zu den Wirkungen von Fortbildungen für das erziehende und lehrende pädagogische Personal in der frühen Bildung, der Schule und der Erwachsenen- und Weiterbildung zeigt, dass die Professionalisierungsdebatte in allen drei Bildungsbereichen inzwischen auch die Phase der aktiven Berufsausübung erreicht hat.
Im Vordergrund der Angebote steht – mit unterschiedlichen Gewichtungen zwischen den Bildungsbereichen – die Vermittlung wissenschaftlichen, sowohl fach- und fachdidaktischen als auch pädagogisch-psychologischen Wissens. Andere Dimensionen professioneller Handlungskompetenz wie Werthaltungen, Fähigkeiten zur Selbstregulation oder motivationale Orientierungen werden kaum adressiert. Zudem ist das Einüben beruflicher Routinen oder die kollegiale Reflexion beruflicher Erfahrungen noch wenig entwickelt. Auch die Qualität der Fortbildungsangebote ist oft schwer einzuschätzen. Schließlich scheint es noch wenig niveaudifferenzierte Angebote (für Novizen, Fortgeschrittene, Experten) zu geben. Vornehmlich dienen die Fortbildungen der Kompetenzentwicklung und kaum der Vorbereitung von (hierarchisch oder funktional definierten) beruflichen Karrieren.
Bemerkenswert ist zudem, dass die Weiterentwicklung von Fortbildungsangeboten in allen drei Bildungsbereichen von teils neuen Akteurskonstellationen von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren (mit) getragen wird. Institutionell stabile Strukturen gibt es mit den Staatlichen Seminaren für Lehrerfortbildung allerdings nur in der Schule. Berufsverbände spielen im Vergleich zu klassischen Professionen eine nachgeordnete Rolle.
Blickt man auf die Nutzung dieser Angebote, so zeigen sich auf den ersten Blick teils überraschend hohe Teilnahmequoten, zumal rechtliche Reglementierungen (außerhalb der Schule) gering bzw. gar nicht vorhanden sind. Für die Wirkungen der Fort- und Weiterbildung des pädagogischen Personals liegen erste ermutigende Befunde aus meist projektbezogener Forschung vor, die zeigen, dass Fortbildungen sowohl eine hohe Akzeptanz finden, Lehrerkognitionen positiv verändern können, das unterrichtspraktische Handeln verbessern als auch positive Effekte bei Lernenden auslösen. Damit gehören qualitativ hochwertige Fortbildungsangebote zweifellos zu den noch unzureichend genutzten Potenzialen einer fortschreitenden Professionalisierung von Erziehung, Bildung und lebenslangem Lernen.
Der vollständige Beitrag im Buch gliedert sich wie folgt:
23.1 Fortbildung des pädagogischen Personals
23.2 Frühe Bildung
- 23.2.1 Institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen und Angebote der Fortbildung
- 23.2.2 Adressaten und Nutzung von Fortbildungen
- 23.2.3 Effekte der Fortbildungsteilnahme
23.3 Schule
- 23.3.1 Institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen und Angebote der Fortbildung
- 23.3.2 Adressaten und Nutzung von Fortbildungen
- 23.3.3 Effekte der Fortbildungsteilnahme
23.4 Erwachsenen- und Weiterbildung
- 23.4.1 Institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen und Angebote
- 23.4.2 Adressaten und Nutzung von Fortbildungen
- 23.4.3 Effekte der Teilnahme an Fortbildungen
23.5 Herausforderungen und Potenziale der Fortbildung
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