von Friedrich W. Hesse
Der Begriff der Bildungsmedien umfasst die ganze Bandbreite an Medien, die im Kontext Bildung eingesetzt werden, von klassischen Printmedien bis hin zu neuen Formen digitaler Medien zur Unterrichtsunterstützung oder in informellen Kontexten.
In Kapitel 25 wird das Printmedium Schulbuch behandelt. Dies beginnt mit einer kurzen Skizzierung der Entwicklung der Gattung „Lehrbuch“ in Deutschland. Im Anschluss wird auf den Zusammenhang der Gestaltung von Lehrbüchern im Spannungsfeld der Bildungspolitik eingegangen. Eckhardt Fuchs und Kathrin Henne zeigen auf, welche Rolle Schulbücher als Vermittler zwischen der Lehrplanentwicklung und der Umsetzung in der konkreten Unterrichtsplanung spielen. Im Weiteren erläutern sie Einflussquellen bei der Produktion von Schulbüchern und unterschiedliche Zulassungsverfahren und gehen ein auf Fragen wie: Wer nimmt Einfluss auf den Inhalt von Schulbüchern und wovon hängt diese Einflussnahme ab? Wer finanziert die Produktion von Schulbüchern? Welche Inhalte werden aufgenommen und aus welchen Gründen? Neben der Produktion von Schulbüchern im weiteren Sinne sind natürlich auch die Verwendung von Schulbüchern und die Reaktion der verschiedenen betroffenen Nutzergruppen von Interesse. Diese Aspekte behandeln die Autor*innen in den Abschnitten „Nutzung“ und „Öffentlichkeit“: Sie zeigen Einflussfaktoren der Nutzung und Annahme von Schulbüchern auf und gehen auf Reaktionen der Öffentlichkeit auf konflikthaltige Lehrbuchinhalte ein. Besonderheiten im Kontext der beruflichen Bildung werden in einem eigenen Abschnitt behandelt. Über die Nutzung hinaus ist auch die Wirkung des Einsatzes von Schulbüchern von Interesse, deshalb werden in einem Abschnitt diesbezügliche Studien berichtet. In den zwei letzten Abschnitten des Kapitelteils erläutern Fuchs und Henne den Revisionsprozess von Schulbüchern und geben dann einen Ausblick auf den Einsatz von Schulbüchern in der Zukunft.
Das Kapitel 26 beleuchtet digitale Medien in Unterrichtskontexten, wobei der Fokus auf Überlegungen zu individuellen Bildungsprozessen in schulischen Kontexten liegt. In einem ersten Abschnitt erörtern Peter Gerjets und Katharina Scheiter inwiefern die Untersuchung der Effektivität digitaler Medien in Unterrichtskontexten auf eine Nutzung des Mediums per se abzielen sollte oder vielmehr die Wirksamkeit spezifischer Lernmethoden und -materialien von zentralem Interesse ist („Clark-Kozma-Debatte“). Der zweite Abschnitt behandelt instruktionale Potenziale digitaler Medien: Durch digitale Medien entstehen neue Informations- und Interaktionsformen für den Unterrichtskontext, neue Möglichkeiten der Individualisierung des Lernens sowie zusätzliche Herangehensweisen hinsichtlich der Instruktion. Im dritten Abschnitt gehen Gerjets und Scheiter auf die Barrieren für die Potenzialrealisierung ein. Hier führen sie zum einen auf, welche Kompetenzen auf Seiten der Lehrenden und Lernenden zum effektiven Einsatz digitaler Medien im Unterricht nötig sind und gehen zum anderen auf die Verfügbarkeit geeigneter Technologien und Lernmaterialien ein. Gerjets und Scheiter schließen mit einer Zusammenfassung ihrer drei Kernaussagen und geben parallel einen Ausblick auf die zukünftige Rolle digitaler Medien im Unterrichtskontext.
In Kapitel 27 behandeln Ulrike Cress, Joachim Kimmerle und Friedrich W. Hesse die Bedeutung des Internets und sozialer Medien für Wissen und Bildung. Während sich die beiden anderen Kapitel mit formaler Bildung im Schulkontext beschäftigen, geht es in diesem Kapitel um Bildung mit digitalen Medien in informellen Settings. Entsprechend wird hier auch der Begriff Bildung weiter gefasst, nämlich –
wie bei Humboldt – Kenntnis über Meinungen und Positionen zu erlangen mit dem Ziel mündige und informierte Bürgerinnen und Bürger zu werden. Ein erster Abschnitt bietet einen Überblick über die Nutzung von Internet und sozialen Medien. Im Anschluss gehen die Autoren auf die Besonderheiten des Internets im Hinblick auf die Verfügbarkeit und den Zugriff auf externes Wissen ein. Diese waren durch das Internet nie größer als heute und nehmen durch Initiativen wie Open Content und Open Educational Resources (OER) weiter zu. Cress, Kimmerle und Hesse gehen zudem auf Vernetzung und Partizipation als Bildungsziele sowie auf die Potenziale und Barrieren sozialer Medien im Hinblick auf diese Ziele ein. Das Internet bietet seinen Nutzer*innen nicht nur die Möglichkeit Informationen zu rezipieren, sondern auch sich mit anderen darüber auszutauschen und gemeinsam mit anderen neues Wissen zu generieren. In der Realität bleibt die Aktivität der Nutzer*innen allerdings oft hinter den Möglichkeiten zurück. Dies liegt nicht nur an motivationalen Aspekten, auch kognitive Prozesse stehen einem objektiven Wissensaustausch teilweise im Wege. Die Autoren schildern in diesem Zusammenhang problematische Internet-Phänomene wie Filter Bubble, Cyberpolarisierung und Cyberbalkanisierung. Anschließend spannen sie noch einmal den Bogen zu den formalen Bildungskontexten und beschreiben, inwiefern Schulen die im Umgang mit dem Internet geforderte Medienkompetenz fördern können. Ein damit einhergehendes neues Verständnis von Lernen (21st Century Learning Skills) wird von Cress, Kimmerle und Hesse beschrieben und mit Anwendungsbeispielen konkretisiert.