Kapitel 7: Bildungsmonitoring und Qualitätssicherung

von Juliane Grünkorn, Eckhard Klieme und Petra Stanat

In Deutschland werden seit einigen Jahrzehnten sowohl wissenschaftliche als auch öffentliche und politische Debatten über Bildungsqualität und deren Sicherung und Entwicklung geführt. In Reaktion auf die zunächst unbefriedigenden Ergebnisse von Lernenden an deutschen Schulen in internationalen Schulleistungsstudien wie TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) und PISA (Programme for International Student Assessment) und dem Informationsdefizit über die Leistungsfähigkeit des deutschen Schulsystems erfolgte eine Verschiebung von einer Input-Steuerung hin zu einer stärkeren Output-Steuerung im deutschen Bildungswesen. Die stärkere Output-Orientierung beinhaltet eine kontinuierliche Beobachtung von kurzfristigen (Output) und langfristigen (Outcome) Wirkungen und Ergebnissen von Bildungseinrichtungen, um durch zielgerichtete Veränderungen von Rahmenbedingungen und Prozessfaktoren bessere Ergebnisse zu erreichen. Ausdruck findet sie in einer Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring, die von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) im Jahr 2006 veröffentlicht und im Jahr 2015 überarbeitet wurde. Ziel ist, regelmäßig Informationen über das deutsche Bildungssystem auf der Systemebene (Monitoring im engeren Sinne) und auf der Schul- und Klassenebene (Monitoring im weiteren Sinne) zu gewinnen, aufzubereiten und bereitzustellen. Dafür sind laufende Beobachtungen der Rahmenbedingungen, Prozessmerkmale, Ergebnisse und Erträge von Bildungsprozessen mit Hilfe empirisch-wissenschaftlicher Methoden notwendig. Vor diesem Hintergrund beschreibt die KMK vier konzeptionell miteinander verbundene Bereiche: (i) die Teilnahme an internationalen Schulleistungsstudien wie PISA, TIMSS und PIRLS (Progress in International Reading Literacy Study)/IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung), (ii) die Verabschiedung und Umsetzung von länderübergreifenden Bildungsstandards für die Primar- und Sekundarstufe I und die Allgemeine Hochschulreife, (iii) den Einsatz von Verfahren zur Qualitätssicherung auf Schulebene (z. B. Vergleichsarbeiten) und (iv) die gemeinsame Bildungsberichterstattung von Bund und Ländern.

Seit der Einführung des Bildungsmonitorings in Deutschland intensivierte sich die fachliche und bildungspolitische Diskussion. Im Fokus steht die Frage, ob die mit dem Bildungsmonitoring verknüpften Ziele erreicht werden beziehungsweise inwieweit die Rückmeldung von Daten aus dem Bildungsmonitoring für eine Verbesserung von Bildungsqualität nützlich ist. Die derzeitig durchgeführten Studien liefern vor allem beschreibendes Wissen, anhand dessen Stärken und Handlungsbedarfe eines Systems identifiziert werden können. Inwieweit die Bildungspolitik dieses Wissen nutzt, wurde bislang kaum systematisch analysiert und kann daher nur ansatzweise beantwortet werden. Dagegen ist der empirische Forschungsstand zur Frage, inwiefern das Lehrpersonal das Wissen aus den Vergleichsarbeiten zur Unterrichts- und Schulentwicklung nutzt, deutlich umfangreicher; die Befundlage ist aber uneinheitlich.

Grundsätzlich besteht Einigkeit darüber, dass sich das Bildungsmonitoring in Deutschland etabliert hat – was auch die Fortführung der KMK-Gesamtstrategie zeigt. Zentrale Herausforderungen bestehen darin, anwendungsbezogenes Wissen für Bildungspolitik und pädagogische Praxis bereitzustellen und die Nutzung datengestützter Rückmeldungen auf Schul- und Klassenebene, wie Vergleichsarbeiten oder Schulinspektionen, zu optimieren und solche Rückmeldesysteme in ein kohärentes System der Qualitätsentwicklung einzubetten.

Der vollständige Beitrag im Buch gliedert sich wie folgt:

7.1    Bildungsqualität und Qualitätssicherung

  • 7.1.1   Qualitätskonzepte im Bildungsbereich
  • 7.1.2   Von der Inputorientierung zur verstärkten Outputorientierung
  • 7.1.3   Qualitätsmanagement, -entwicklung und -sicherung

7.2    Bildungsmonitoring

  • 7.2.1   Ebenen des Bildungsmonitorings
  • 7.2.2   Konzeption und Entwicklung des Bildungsmonitorings in Deutschland
  • 7.2.3   Bildungsstandards als Grundlage für Systemmonitoring  (IQB-Bildungstrend) und Schulevaluation (VERA)
  • 7.2.4   Überarbeitung der KMK-Gesamtstrategie im Jahr 2015

7.3    Exemplarische Befunde des Bildungsmonitorings am Beginn des 21. Jahrhunderts

7.4    Bildungsmonitoring in der Diskussion

  • 7.4.1   Was bringt das Bildungsmonitoring für die Qualitätssicherung auf der Ebene des Systems?
  • 7.4.2   Was bringt das Bildungsmonitoring für die Qualitätssicherung auf der Ebene der einzelnen Schule und Klasse?
  • 7.4.3   Was sind zentrale Herausforderungen des Bildungsmonitorings in Deutschland?


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