von Kathrin Leuze und Markus Lörz
Mit der Expansion und Differenzierung des Bildungssystems haben sich die Wege zu einem Hochschulabschluss grundlegend verändert. Angesichts dieser Entwicklung macht mittlerweile ein zunehmender Anteil der deutschen Bevölkerung eine akademische Bildungs- und Berufskarriere. Das vorliegende Kapitel beschäftigt sich mit dem Weg ins Hochschulsystem, während des Studiums sowie beim Übergang in den Arbeitsmarkt. Dabei sind vielfältige Entscheidungen zu treffen, die auch mit sozialen Ungleichheiten verbunden sind.
Heute nimmt die Mehrheit der Studienberechtigten im Anschluss an die Schule ein Studium auf. Allerdings bestehen weiterhin erhebliche soziale Ungleichheiten sowohl beim Übergang ins Studium als auch im weiteren Studienverlauf. Insbesondere Frauen und Studienberechtigte aus weniger privilegierten Familien können oftmals ihre Bildungsaspirationen nicht realisieren. Diese Unterschiede zeigen sich nicht nur bei der Studienaufnahme, sondern auch hinsichtlich der Studienfachwahl, der Wahl des Hochschultyps sowie des angestrebten Studienabschlusses. Zudem unterscheiden sich die Dauer des Studiums, das Abbruchrisiko, die Möglichkeit eines Auslandsaufenthalts sowie der Übergang in ein Masterstudium je nach den sozialen, finanziellen und kulturellen Ausgangsbedingungen der Studierenden. Verschiedene empirische Studien zu dieser Thematik verdeutlichen, dass es individuelle Entscheidungsprozesse sind, die zu den unterschiedlichen Bildungswegen führen. Allerdings sind diese Entscheidungen von einer Reihe vorgelagerter Einflussfaktoren sowie von institutionellen Bedingungen abhängig.
Die Verringerung der sozialen Ungleichheiten ist in Deutschland ein wichtiger Aspekt der Bildungspolitik, da trotz Bildungsexpansion und konjunktureller Schwankungen ein Hochschulabschluss immer noch den besten Schutz vor Arbeitslosigkeit darstellt und Hochschulabsolventinnen und ‑absolventen höhere monetäre und nicht-monetäre Erträge erzielen. Einkommen, Suchdauer und eine adäquate Beschäftigung sowie Gesundheit, ehrenamtliches Engagement und politische Partizipation hängen demnach mit den erreichten Bildungsabschlüssen zusammen. Hierbei finden sich nach wie vor bemerkenswerte Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Diese Unterschiede lassen sich nicht allein über unterschiedliche Bildungsentscheidungen und Bildungswege erklären, sondern hängen vermutlich auch mit einer ungleichen Bewertung der produktiven Fähigkeiten und Fertigkeiten bei Männern und Frauen zusammen. Insgesamt zeigt das Kapitel, dass die im deutschen Hochschulsystem vorhandenen Bildungspotenziale nur zum Teil realisiert werden. Während die Ausbildung von Kompetenzen und Fähigkeiten für den Arbeitsmarkt nach wie vor gut gelingt, sind es insbesondere die sozialen Ungleichheiten nach Herkunft und Geschlecht, die zu ungleichen Chancen in der Hochschule und damit auch im weiteren Lebensverlauf führen.
Der vollständige Beitrag im Buch gliedert sich wie folgt:
18.1 Einführung
18.2 Übergänge in die Hochschule
- 18.2.1 Studienentscheidung
- 18.2.2 Studienfachwahl
- 18.2.3 Hochschulwahl
18.3 Übergänge im Studium und Studienverlauf
- 18.3.1 Auslandsmobilität
- 18.3.2 Übergang Bachelor-Master
- 18.3.3 Studiendauer und Abbruch des Studiums
18.4 Übergänge von der Hochschule in den Arbeitsmarkt
- 18.4.1 Arbeitsmarkterträge von Hochschulabsolventinnen und ‑absolventen
- 18.4.2 Beschäftigungsadäquanz von Hochschulabsolventinnen und ‑absolventen
- 18.4.3 Geschlechterungleichheiten im Arbeitsmarkt von Hochqualifizierten
18.5 Künftige Herausforderungen für die Bildungspotenziale der Hochschulbildung
Weiterführende Informationen im Web
- » Abteilung „Bildungsverläufe und Beschäftigung“ am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)
- » Abteilung „Governance in Hochschule und Wissenschaft“ am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW)
- » Dossier „Hochschul-/Studienabschlüsse in den Bundesländern. Bachelor und Master“