von Uta Liebeskind
Die gesellschaftliche Bedeutung hochschulischer Bildung wächst stetig. Einerseits erfordern mehr Arbeitsplätze als zuvor auch wissenschaftliche Qualifikationen, andererseits steigt der Anteil derer, die nach der Beendigung der Schule ein Studium aufnehmen. Dies spiegelt sich in den aktuellen Entwicklungen im Hochschulsystem wider: So haben tief greifende Reformen eingesetzt, die die hochschulische Lehre in den Fokus rücken. Zugleich expandiert das Hochschulsystem weiter. Die beiden zentralen Hochschuleinrichtungen in Deutschland sind nach wie vor Universitäten und Fachhochschulen.
Unter den Reformen tritt vor allem die Studienstrukturreform im Rahmen des europaweiten Bologna-Prozesses deutlich hervor. Die Studienstruktur ist nun konsekutiv angelegt: Der erste akademische Abschluss ist der Bachelor, der eine kürzere Regelstudienzeit hat als die nun fast vollständig abgelösten Abschlüsse Diplom und Magister. Der Bachelor soll für den Arbeitsmarkt qualifizieren, weswegen der Anschluss eines Masterstudiums nun nicht mehr zwingend erforderlich ist, um eine akademische Arbeitsmarktqualifikation zu erreichen. Das Masterstudium bietet die Möglichkeit, vertiefend zu studieren. Darüber hinaus wächst die Bedeutung des Masters als Möglichkeit zur akademischen Weiterbildung. Im Übergang zwischen Bachelor und Master sind in gewissem Umfang nun Fachwechsel möglich. Zudem wächst das Angebot an Masterstudiengängen mit Spezialisierungsmöglichkeiten für ganz konkrete Berufsfelder.
Auch hinsichtlich der Steuerung des Hochschulsystems haben sich parallel zu den Bologna-Reformen wichtige Neuerungen ergeben: Zum einen arbeiten Bund und Länder in der Hochschulsteuerung verstärkt zusammen. Zum anderen hat sich die hochschulinterne Governance verändert: Die hochschulinternen Strukturen sind stärker vertikal ausgerichtet, global zugewiesene Haushalte werden von den Hochschulen nun selbst verwaltet und die hochschulinterne Steuerung orientiert sich an quantitativen Indikatoren wie Studierenden- oder Absolventenzahlen pro Organisationseinheit.
Wichtige Akzente im veränderten hochschulischen Bildungsangebot sind die Kompetenzorientierung in der Ausrichtung des Studienangebots, ein wichtiges Stichwort ist hier employability. Absolventinnen und Absolventen sollen mit den an der Hochschule erworbenen Kompetenzen in der Lage sein, auf komplexe Arbeitsanforderungen flexibel und fachlich adäquat reagieren zu können. Mit der Kompetenzorientierung ist auch die heterogene Zusammensetzung der Studierenden wieder stärker in den Blick gerückt, die sowohl bei der Planung von Studienangeboten als auch bei der Durchführung von Lehrveranstaltung zu berücksichtigen ist. Die Zusammensetzung der Studierenden ändert sich nicht zuletzt dank der Internationalisierungsstrategien der Hochschulen, im Zuge derer nun mehr ausländische Studierende in Deutschland studieren als vor Einsetzen der Bologna-Reformen zu Beginn der 2000er Jahre.
Der vollständige Beitrag im Buch gliedert sich wie folgt:
17.1 Einführung
17.2 Hochschulisches Bildungsangebot
- 17.2.1 Das Spektrum hochschulischer Bildungseinrichtungen
- 17.2.2 Das Spektrum hochschulischer Ausbildungsangebote
- 17.2.3 Zur Steuerung des Hochschulsystems
17.3 Aktuelle Veränderungen in der Hochschulbildung
- 17.3.1 Anhaltende Expansion
- 17.3.2 Vielschichtige Differenzierung
- 17.3.3 „Gute Lehre“ im Fokus
- 17.3.4 Internationalisierung
17.4 Entwicklung von Bildungspotenzialen durch Hochschulbildung – zusammenfassende Betrachtungen
Weiterführende Informationen im Web